Buchvorstellung des Autors Dr. phil. Folke Brodersen: Kontrolle und Selbstbestimmung. Zur Subjektivierung der Pädophilie

[ Autor von diesem Artikel: Dieter Gieseking ] [ Verfasst am 02 März 2025 ]

Pädophile Interviewpartner kamen aus dem GSA-Forum, Deutsches Jungsforum & Girlloverforum: Etwa die Hälfte der Teilnehmenden hatte eine therapeutische Unterstützung durch das Therapieangebot von „Kein Täter werden/KTW“ in Anspruch genommen

Die Doktorarbeit des wissenschaftlichen Mitarbeiter* Folke Brodersen an der CAU Kiel ist als Buch(Printausgabe) & als kostenloses Open Access(PDF-Datei) erschienen: Kontrolle und Selbstbestimmung. Zur Subjektivierung der Pädophilie. Brodersen hat dazu Interviews mit Usern aus dem GSA-Forum, Deutsches Jungsforum & Girlloverforum geführt. Auch K13online war daran beteiligt. In seiner Buchankündigung schreibt Brodersen u.a. wie folgt: Anhand von Interviews, Behandlungskonzepten und Mediendarstellungen analysiert Folke Brodersen diese Form sexueller Selbstbestimmung. Der Band stellt dar, mit welcher sozialen Ordnung Pädophile aktuell gesellschaftsfähig werden – und wie Selbstbearbeitungen ein Nicht-Handeln und das Versprechen auf eine sichere Zukunft hervorbringen. In seinem Buch schreibt er weiter: Beim girlloverforum und jungsforum handelt es sich um öffentlich einsehbare Webforen, in denen sich Menschen über ihre Anziehung zu Mädchen und Jungen austauschen. Anders als das Webangebot von Schicksal und Herausforderung grenzen sich diese Foren nicht explizit von sexuellen Kontakten mit Kindern ab – in ihnen wird über die Bedingungen und Grenzen von einvernehmlichen Beziehungen und den erotischen Reiz von Kindern gesprochen. Dort wurden mir die Plattformen nahegelegt, um weitere Konzepte der Pädophilie und des Umgangs mit Kindern einzubeziehen und damit ein ›vollständigeres‹ Bild zu erhalten. Etwa die Hälfte der Teilnehmenden hatte eine therapeutische Unterstützung durch das Therapieangebot von „Kein Täter werden/KTW“ in Anspruch genommen. Demnach hat die andere Hälfte der Interviewpartner keine Therapie in Anspruch genommen. Deshalb kann auch K13online das Buch empfehlen…

Liebe Interessierte,

gern mache ich darauf aufmerksam, dass mein Buch Kontrolle und Selbstbestimmung. Zur Subjektivierung der Pädophilie im Campus Verlag (Open Access) erschienen ist und seit heute erworben und kostenlos heruntergeladen werden kann: https://www.campus.de/e-books/wissenschaft/soziologie/kontrolle_und_selbstbestimmung-18602.html

Sich sexuell selbst zu bestimmen, bedeutet auch, eine Selbstkontrolle in Anspruch zu nehmen. Seit Mitte der 2000er Jahre zielen therapeutische Institutionen, Selbsthilfe und mediale Debatten darauf, sexuelle Gewalt gegen Kinder verursacherbezogen zu verhindern. Sie bestärken Pädophile zu Kontrolle und sexueller Selbstbestimmung. Die Befähigung, das eigene Sein, Fühlen, Handeln, Denken und Planen zu gestalten, erzeugt den sexuell kontrollierten Pädophilen – vom gesellschaftlichen Außen werden Pädophile zu handlungsfähigen Subjekten. Anhand von Interviews, Behandlungskonzepten und Mediendarstellungen analysiert Folke Brodersen diese Form sexueller Selbstbestimmung. Der Band stellt dar, mit welcher sozialen Ordnung Pädophile aktuell gesellschaftsfähig werden – und wie Selbstbearbeitungen ein Nicht-Handeln und das Versprechen auf eine sichere Zukunft hervorbringen.

Ich bin gespannt auf Rückmeldungen und Kommentare und komme gern mit Ihnen und Euch ins Gespräch!

Herzliche Grüße

Folke Brodersen (alle Pronomen)

Arbeitsbereich Gender & Diversity Studies
https://www.gendiv.uni-kiel.de/de

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Zitate aus dem Buch: Seite 68 bis 70

Die Selbst-Positionierungen der Befragten erweisen sich demgegenüber als heterogen – sie differenzieren das Subjekt des sexuell kontrollierten Pädophilen auf verschiedene Weisen aus. Ich rekonstruiere sie anhand von 22 Interviews mit 21 pädophilen Männern, die auf unterschiedliche Weise auf eine Verhinderung sexueller Gewalt hinarbeiten. Meine Interviewpartner gewann ich vor allem über einen webbasierten Aufruf, den ich von November 2018 bis Mai 2019 insbesondere über das Forum der Selbsthilfeorganisation Schicksal und Herausforderung verbreitete und dort meine Studie mit Interessierten diskutierte. Einzelne Interviews wurden außerdem durch einen Journalisten vermittelt, von Befragten untereinander verwiesen, kamen im Austausch mit einer politisch-aktivistischen Selbstorganisation zustande und wurden über die pädophilen Vernetzungsplattformen girlloverforum und jungsforum initiiert. Es fand eine Vollerhebung aller Interessenten statt: Aus 24 Kontaktaufnahmen ergaben sich 21 Interessensbekundungen an einem Interview, die ich alle durchführte. Auf Wunsch der Befragten fanden sie zumeist in Präsenz statt und wurden in geschlossenen Räumen öffentlicher Einrichtungen (v. a. Universitäten, Bildungseinrichtungen, Konferenzräume) durchgeführt. Zwei Befragte entschieden sich für ein Chatinterview, zwei weitere Gespräche sowie das Nachgespräch mit einem Befragten wurden per Telefon geführt. Die Interviews dauerten zwischen knapp 70 Minuten und mehr als drei Stunden. Die Teilnehmenden wiesen eine große Heterogenität einiger sozialstruktureller Merkmale auf – sie sind knapp 20 bis mehr als 70 Jahre alt, haben keinen Schulabschluss oder Abitur, wohnen in Kleinstädten bis zu Metropolen und leben in Ost- und West-, Süd- und Norddeutschland. Alle Teilnehmenden hatten allerdings in ihrem Leben keine andere als eine deutsche Staatsangehörigkeit – sie bilden ein exklusiv männliches und weißes Sample.

Beim girlloverforum und jungsforum handelt es sich um öffentlich einsehbare Webforen, in denen sich Menschen über ihre Anziehung zu Mädchen und Jungen austauschen. Anders als das Webangebot von Schicksal und Herausforderung grenzen sich diese Foren nicht explizit von sexuellen Kontakten mit Kindern ab – in ihnen wird über die Bedingungen und Grenzen von einvernehmlichen Beziehungen und den erotischen Reiz von Kindern gesprochen. Die Webangebote bieten einen Austausch und eine Unterstützung Pädophiler an, gehören aber mit ihrem inhaltlichen Fokus nicht zum transformativen Dispositiv sexueller Kontrolle. Dass ich sie dennoch zur Rekrutierung von Interviewpartnern genutzt habe, geht auf einen Austausch im Forum von Schicksal und Herausforderung zurück. Dort wurden mir die Plattformen nahegelegt, um weitere Konzepte der Pädophilie und des Umgangs mit Kindern einzubeziehen und damit ein ›vollständigeres‹ Bild zu erhalten. Ich folgte diesem Vorschlag. Die Diskussionen meines Interviewaufrufs in den beiden Foren verdeutlichten einerseits eine erwartete breite Abgrenzung zur Bearbeitung der Pädophilie und zur sexuellen Kontrolle. Andererseits traten Interessierte in Kontakt mit mir, welche sich in tentativen Suchbewegungen um eine pädophile Community befanden. Die inhaltliche und formale Offenheit der Foren, die keiner Anmeldung bedürfen, ermöglichte es, dass mich auch Menschen mit datenschutzrechtlichen Bedenken und geringerer Einbindung in die Angebote sexueller Kontrolle erreichten. Kontaktaufnahmen zu Interviewpartnern über die therapeutischen Behandlungsangebote wurden von diesen nicht ermöglicht.


 

 

 

 

https://gsa-forum.de/viewtopic.php?t=1627&start=50

 

 

 

 

https://www.jungsforum.net/politik/messages/225715.htm?thread

 

 

 

 

 

https://www.girlloverforum.net/forum/viewtopic.php?t=28109


Campus Verlag kündigt neues Buch an: Kontrolle und Selbstbestimmung – Zur Subjektivierung der Pädophilie

 

 

 

 

 

 

https://archiv.krumme13.net/news538e.html?s=read&id=3764

 

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Das Alter macht nicht kindisch, wie man spricht, es findet uns nur noch als wahre Kinder.

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