Auf allen Kinderspielplätzen stehen Schilder mit der Aufschrift: Hunde(Pädophile) verboten
Eine kleine Minderheit innerhalb der deutschen Pädophilenszene hat auf ihren Projekt-Weblogs zwei Filmkritiken zum Spielfilm NO DOGS ALLOWED veröffentlicht. Diese Pädophilen wollen ihre sexuelle Identität nicht ausleben, sondern für den Rest ihres Lebens enthaltsam sein. Wir lassen die zwei Interpretationen von „Kinder im Herzen(KiH) & Schicksal und Herausforderung(SuH)“ an dieser Stelle unkommentiert. Die primären Zielsetzungen der beiden Projekte sind mit den politischen Positionen von K13online unvereinbar. Bei dieser Gelegenheit blicken wir auf die Kinovorführung bei der Filmschau in Stuttgart zurück. Dort wurde aus dem Publikum an den Regisseur Steve Bache die Frage gestellt, warum dem Film der Titel NO DOGS ALLOWED gegeben wurde. In der deutschen Übersetzung bedeutet der Titel: Keine Hunde erlaubt. Auf allen Kinderspielplätzen stehen Schilder mit der Aufschrift: Hunde verboten. Das Wort Hunde soll für Pädophile stehen und suggerieren, dass Pädophile auf Spielplätzen für Kinder nicht erlaubt sind. DAS sich Boylover & Girllover auf diese Weise an Kinder heranmachen, ist gängiges Klischee. Auch der Filmtitel kann auf ganz unterschiedliche Weise interpretiert werden. Der Filminhalt hat mit Kinderspielplätzen jedenfalls nichts zu tun. Diesem falschen Klieschee soll offensichtlich entgegengewirkt werden. Mit Stand von heute wurde der Film erst auf drei Festivals gezeigt und ist in der ZDF-Mediathek verfügbar. Unklar ist bisher, ob der Filmverleih/Produktionsfirma Schiwago eine DVD/Blueray herausgeben wird…
Fazit
Alles in allem ein brillanter Film. In meinen Augen der beste und mit seiner Recherche ambitionierteste Film zum Thema Pädophilie bisher. Er erzählt eine wichtige Geschichte zu einem wichtigen Thema innerhalb der Pädophilie-Debatte. Ein Tabu im Tabu. Er berührt auch Themen, die mit der LGBTQ-Community zu tun haben, da auch homosexuelle Menschen wohl ähnliche Erfahrungen mit Täter:innen machen können, seien sie nun pädophil oder nicht. An keiner Stelle wird der Film dabei ausfallend gegenüber Pädophilen, er stellt sogar mit Gabo einen jugendlichen MAP in den Mittelpunkt. Der Film bleibt ganz ruhig. Er verzichtet (wahrscheinlich bewusst) auf Aufklärung und fokussiert sich darauf, mit Gabo ein Beispiel für einen Pädophilen zu geben, dem nichts ferner liegt, als zum Täter zu werden. Leider kommt dies bei der unaufgeklärten Gesellschaft scheinbar nicht an. Kann man das dem Film zum Vorwurf machen? Nein. Aber eine kleine Aufklärungsszene am Ende hätte meiner Meinung nach nicht geschadet. Die schwerwiegendste Kritik für mich ist am Ende allerdings nicht ausschließlich inhaltlicher Natur. Für mich, der sich jahrelang im Peer Support engagiert hat, fühlt sich die ausschließliche Negativdarstellung eines Kontakts zwischen Pädophilen an wie ein – und ich kann es nicht anders sagen – Schlag ins Gesicht. Hier wäre in meinen Augen ein Gegenbeispiel zwingend notwendig gewesen, um nicht das Stigma gegen seriöse Selbsthilfeprojekte zu verstärken. SuH warnt sogar vor achtlosen Kontakten und hat die PN-Funktion im GSA-Forum deaktiviert. Ansonsten ist der Film sehr gelungen. Auch technisch und musikalisch ist er mir sehr positiv in Erinnerung geblieben. Viele Einstellungen fand ich schier atemberaubend, zwei habe ich schon erwähnt. Hier eine dritte: Gabo wie ein Kind in den Armen seiner Schwester auf der Straße ist ein Anblick, den ich wohl nie vergessen werde. Auch heute noch, ein paar Tage nachdem ich den Film sah, schießt mir dieses Bild manchmal in den Kopf und die Tränen brennen mir in den Augen. Diese ganze Szene war generell extrem intensiv. Ich oute mich jetzt einmal ganz unsachlich: Ich habe geweint. Sehr. Kurz: Bache und Kämpf ist hier ein toller Film gelungen, der aufrüttelt und schockiert, aber auch voller Empathie und Hoffnung steckt. Ganz anders, als die grau schattierten Orgien der Hoffnungslosigkeit à la Kopfplatzen und Konsorten. Ein großer Schritt in die richtige Richtung. Bewertung: 8,5 von 10.
https://suh-ev.de/2024-11-26-ein-film-der-uns-bewegt-hat
Schlussworte
Es ist wie ein kleines Wunder, dass ein Film wie No Dogs Allowed im heutigen pädophilenfeindlichen Zeitgeist überhaupt existieren kann. Ich bin mir leider sicher, dass der Film in Diskussionen und Rezensionen vermutlich in einen Kontext gestellt wird, der sich auf Gabo als potenziellen Täter fokussiert. Regisseur Bache geht bedauerlicherweise selber schon in die Richtung, wenn er über den Film sagt, die zentrale Botschaft sei ein klares „Plädoyer zu mehr Prävention“. Vielleicht sagt er dies, um den Film besser bewerben zu können und Kritiker präventiv zu entwaffnen, die in der humanisierenden Darstellung eines Pädophilen eine Verharmlosung von Missbrauch erkennen werden – für mich ist die zentrale Botschaft jedenfalls eine ganz andere. Der Film zeigt, dass Pädophile – und ganz besonders auch pädophile Minderjährige – selber eine Gruppe bilden, die besonders vulnerabel für Gewalt ist, und die Gesellschaft durch die Stigmatisierung daran versagt, diese Menschen zu schützen und ihnen positive Zukunftsperspektiven anzubieten. Ohne das Stigma hätte Gabo Dave nicht gebraucht und wäre nie zum Opfer geworden – oder er hätte sich zumindest früher wehren und Hilfe bekommen können. Gabo wird doppelt Opfer: einmal durch Dave, und einmal durch die Gesellschaft, die in ihm aufgrund seiner Fantasien automatisch einen (potenziellen) Täter sieht und ihn mit all seinen Fragen, Problemen und Gefühlen alleine und im Stich lässt.Der Gedanke, dass Pädophile auch Opfer sein können, ist in den heutigen Debatten, in denen Pädophile nur als (potenzielle) Täter vorkommen dürfen, herausfordernd und unbequem. Ich wünsche mir dennoch, dass dieser Film nicht nur Diskussionen darüber startet, wie „Pädophile nicht zum Täter werden“, sondern auch Debatte auslöst, wie die Gesellschaft besser mit pädophilen Heranwachsenden umgehen und sie besser vor Übergriffen schützen kann.
https://kinder-im-herzen.net/blog/sirius-filmkritik-zu-no-dogs-allowed-spoiler
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