Michael Stiels-Glenn: Der Autor will in Erfahrung bringen wie Personen, die wegen § 63 StGB in der Forensik untergebracht sind, die therapeutische Behandlung erleben und bewerten
Das Buch „Therapie mit Pädophilen“ richtet sich an eine Vielzahl von Fachleuten, darunter ärztliche und psychologische Psychotherapeuten, Sozialarbeiter und Pädagogen, Studierende, Journalisten sowie an Menschen mit pädophiler Orientierung und deren Angehörige. Es bietet eine umfassende Perspektive auf die Therapie von Pädophilen, abseits von Sensationsberichten und kriminalpolitischen Vorstellungen. Der Buchautor Michael Stiels-Glenn hat 30 pädophile Insassen im deutschen Maßregelvollzug(MRV) interviewt. Teilweise sitzen diese Patienten mehrere Jahrzehnte im Maßregelvollzug. Der Autor will in Erfahrung bringen wie Personen, die wegen § 63 StGB in der Forensik untergebracht sind, die therapeutische Behandlung erleben und bewerten. Damit gibt der Autor diesen Pädophilen eine öffentliche Stimme und regt zur gesellschaftlichen Diskussion und politischen Debatte an. Wenn ein Gericht in seinem Urteil neben der Haftstrafe auch die Unterbringung im MRV anordnet, dann kommt der pädophile/pädosexuelle Insasse bis auf unbestimmte Zeit nicht in den regulären Strafvollzug. Erst dann, wenn ein Gutachter ein positive Sozialprognose an die Strafvollstreckungskammer abgibt, kann der Insasse in den regulären Strafvollzug überstellt werden. Dies bedeutet in der Praxis, dass der gesamte Freiheitsentzug weit über die Dauer der Strafhaft im Urteil liegt. Der in der Vergangenheit von K13online betreute MRV-Insassen Torsten J. musste über Jahre vor den Gerichten klagen, um wieder in Freiheit zu kommen. Ganz aktuell hat sich ein neuer Insasse im MRV an K13online gewandt. An diesem Beispiel wird deutlich: Vor 10 Jahren wurde der pädophile Boylover zu einer Freiheitsstrafe von drei Jahren verurteilt. Damit dauert der Freiheitsentzug im Jahre 2024 bereits sieben Jahre länger als die Haftstrafe im Urteil. In absehbarer Zeit werden wir darüber weiter berichten…
Rezension (von Paco00) zu: Therapie mit Pädophilen? Pädophile beurteilen ihre Therapien im Maßregelvollzug (veröffentlicht: 2016)
Das Buch „Therapie mit Pädophilen“ richtet sich an eine Vielzahl von Fachleuten, darunter ärztliche und psychologische Psychotherapeuten, Sozialarbeiter und Pädagogen, Studierende, Journalisten sowie an Menschen mit pädophiler Orientierung und deren Angehörige. Es bietet eine umfassende Perspektive auf die Therapie von Pädophilen, abseits von Sensationsberichten und kriminalpolitischen Vorstellungen.
Der Autor des Buches „Therapie mit Pädophilen“ ist aktiv im Bereich der forensischen Psychiatrie und beschäftigt sich intensiv mit der Behandlung von pädophilen Patienten. Aus dem Vorwort des Buches geht hervor, dass der Autor während seiner Dissertation umfangreiche Interviews mit pädophilen Männern geführt hat. Dabei betont er, dass es sein Ziel ist, zu einer fachlichen und sachlichen Debatte über die Behandlung dieser Patientengruppe beizutragen. Der Autor hat in seiner Arbeit großen Wert auf die Differenzierung zwischen Verstehen und Billigen gelegt und versucht, Stereotypen und Vorurteile zu hinterfragen.
Aus der Art und Weise, wie das Buch aufgebaut ist und welche Methoden verwendet werden, wird ersichtlich, dass der Autor über umfassende Kenntnisse und Erfahrungen in der qualitativen Sozialforschung verfügt. Er hat Interviews und persönliche Berichte als wesentliche Methode genutzt, um die subjektiven Erfahrungen der Patienten zu verstehen und darzustellen.
Das Buch zeigt, dass der Autor eine detaillierte und kritische Betrachtung der therapeutischen Praxis anstrebt und sich bemüht, empirische Grundlageninformationen zu sammeln, um eine fundierte Diskussion über das Thema zu ermöglichen.
Michael Stiels-Glenn untersucht im deutschen Maßregelvollzug mehrerer Bundesländer Pädophile, denn diesen wird seiner Einschätzung nach das Leben dort sehr schwer gemacht. Teilweise sitzen diese Patienten mehrere Jahrzehnte im Maßregelvollzug. Der Autor will in Erfahrung bringen, wie Personen, die wegen §63 StGB in der Forensik untergebracht sind, die Therapeutische Behandlung erleben und bewerten.
Das Buch betont die Wichtigkeit der Verlaufsforschung in der Psychotherapie, da frühere Studien primär auf „Outcome-Studien“ fokussiert waren. Die Verlaufsforschung bietet Einblicke in den individuellen Verlauf der Therapien, wobei auch negative Effekte berücksichtigt werden sollten.
Das Buch kritisiert die Überbetonung von randomisierten Kontrollgruppenstudien (RCTs) als „Gold-Standard“ und plädiert für naturalistische Studien unter realen Praxisbedingungen. Das Buch betont die Wichtigkeit einer individualisierten Herangehensweise in der Therapie von Pädophilen.
Erfolgreiche Psychotherapien basieren auf vertrauensvollen Beziehungen zwischen Klienten und Therapeuten. Eine wertschätzende und akzeptierende Haltung des Therapeuten ist essenziell. Die Einflüsse in der Lebenswelt der Klienten (Kontextfaktoren) haben mit ca. 40 % die größten Auswirkungen auf den Verlauf und das Ergebnis von Psychotherapien, während Persönlichkeitseigenschaften der Klienten ebenfalls eine Rolle spielen.
Das Buch behandelt auch die Entwicklung der therapeutischen Sichtweisen auf Sexualität und Perversionen. Es betont, dass menschliche Sexualität stark von soziokulturellen Faktoren beeinflusst wird und nicht allein auf hormonelle Einflüsse zurückgeführt werden kann. Sexualität erfüllt oft kompensatorische Funktionen, die über den rein sexuellen Bereich hinausgehen, wie z.B. Bestätigung der eigenen Identität oder das Erleben von Macht.
Das Buch vermittelt, dass erfolgreiche Therapie mit Pädophilen eine Kombination aus individualisierten Methoden, einem tiefen Verständnis für die persönlichen und kontextuellen Hintergründe der Klienten sowie einer wertschätzenden therapeutischen Beziehung erfordert. Es plädiert für einen breiteren Ansatz in der Forschung, der über die traditionellen Outcome-Studien hinausgeht und die reale Praxis in den Blick nimmt.
Bewertung des Buches aus psychotherapeutischer Sicht
Psychotherapeutische Bewertung: Das Buch bietet eine differenzierte Sicht auf die Behandlung von pädophilen Patienten im Maßregelvollzug (MRV). Es stellt fest, dass die Behandlung dieser Patienten wirksamer ist als erwartet, und dass sie zu einer Verbesserung des subjektiven Wohlbefindens der Patienten führt.Die Interviews zeigen, dass viele Patienten ihre Therapie positiv bewerten und sich ernst genommen fühlen, wenn ihr Begehren nicht moralisch verurteilt, sondern gemeinsam mit Therapeuten verstanden wird. Dies fördert die Mitarbeit der Patienten und kann den Therapieprozess wirkungsvoller gestalten.
Neue Erkenntnisse: Das Buch liefert neue Erkenntnisse, insbesondere durch die qualitative Auswertung von Patienteninterviews. Es zeigt, dass Interviews als Methode zur Bewertung des Therapieerfolgs qualitativ ergiebiger sind als standardisierte Fragebögen und dass sie helfen können, individuelle Wirkfaktoren zu entdecken. Dies kann die Therapie individueller anpassen und die Bereitschaft der Patienten zur Mitarbeit erhöhen, was letztlich zu einer effektiveren und kostengünstigeren Therapie führen kann.
Bewertung des Buches aus ethischer Sicht
Ethische Bewertung: Aus ethischer Sicht ist die Berücksichtigung der Patientenperspektive und der Einbezug ihrer Rückmeldungen in die Therapieplanung ein wichtiger Fortschritt. Dies entspricht dem Prinzip des „informed consent“, bei dem Patienten umfassend informiert und in ihre Behandlung einbezogen werden sollen. Die kritische Reflexion der eigenen therapeutischen Praxis und die Offenheit für die Rückmeldungen der Patienten tragen dazu bei, ethischen Standards in der Behandlung gerecht zu werden.Insgesamt fördert das Buch ein tieferes Verständnis für die therapeutischen Bedürfnisse und die subjektiven Erfahrungen von pädophilen Patienten, was sowohl psychotherapeutisch als auch ethisch von großer Bedeutung ist.
Kleine Kritik: Der Autor ist Kriminologe und das merkt man beim Lesen deutlich. Aus seiner Sicht sind sexuell abweichende Verhaltensweisen einfach nur Straftaten. Sie stellen für ihn einfach ein Ventil in Form sexueller Gewalt dar.
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