Buchrezension vom K13-Mitglied Paco00: Pädophilie – von der Autorin Dr. Alexandra Gassl

[ Autor von diesem Artikel: Dieter Gieseking ] [ Verfasst am 17 Juni 2024 ]

Buchrezendent Paco00 kritisiert Dr. Gassl: „Leider vergisst oder vermeidet Alexandra Gassl auch an diesen Stellen das Einbringen eigener psychotherapeutischer Erfahrungswerte. Sie bestätigt oder widerlegt kaum“

So lobenswert das Buch „Pädophilie“ von Dr. Alexandra Gassl auch ist, so lässt sich Kritik an ihrer Disserationsarbeit nicht vermeiden. In ihrem Buch führt Sie eine Vielzahl von Quelle an und zitiert daraus, aber vergisst oder vermeidet dabei das Einbringen eigener psychotherapeutischer Erfahrungswerte. Sie bestätigt oder widerlegt kaum. Das K13-Mitglied Paco00 hat sich mit dem Buchinhalt beschäftigt. Wir veröffentlichen hier seine Rezension: Die gesamte Arbeit ist von einem humanistischen Menschenbild geprägt. Frau Gassl geht im weiteren Verlauf auf die Definitionen von Pädophilie ein und bringt auch die Definition von „Krumme 13“ mit ein, welche dem früheren Pädo-Portal entnommen wurde. Positiv muss gewertet werden, dass Dr. Gassl eine ganze Reihe von Pädophile zu Wort kommen lässt. DAS ist im heutigen Zeitgeist keine Selbstverständlichkeit. Die Wahl des Buchcovers & der Leseprobe ist aus Sicht von K13online jedoch nicht positiv zu bewerten. Jedenfalls spricht das Cover die Pädophilenszene nicht an, sondern eher die Kinderschützer. Die Leseproben sind für den gesamten Buchinhalt eher untypisch. Für ihre Anlauf- und Beratungsstelle in Österreich/Graz will Dr. Gassl das Konzept „Hilfe zur Selbsthilfe Pädophiler mit therapeutischer Begleitung“ umsetzen. Ihre Webseite mit dem Angebot wird Anfang Juli komplett überarbeitet. Wir warten gespannt auf ihr neue Internetpräsenz…

 

 

 

 

 

 

 

 

Rezension (von Paco00) zu: Alexandra Gassl: Pädophilie – eine sexuelle Abnormität im forensischen Zwangskontext: Interviews mit Betroffenen und Professionist:innen

Zu Beginn der Disserationsschrift von Alexandra Gassl ist zu erfahren, dass pädophile StraftäterInnen allgemein einer besonderen Verachtung ausgesetzt sind.

Die gesamte Arbeit ist von einem humanistischen Menschenbild geprägt. Das Motto von Frau Gassl lautet, welches sich wie ein roter Faden durch die Arbeit zieht: „Den Täter/die Täterin achten, die Tat verstehen.“

Sie steigt in ihre Dissertation mit der Selbstbeschreibung eines Mädchenliebhabers ein. Sie nennt ein langes Zitat aus einem Therapiegespräch und sie stellt auch nicht in Abrede, dass er sich für Mädchen interessiert und erotische Empfindungen solcherart hat. Jedoch sieht sie pädophiles Empfinden durchaus als ein Problem an, wenn es keine Möglichkeiten für den Betroffenen gibt, Kompensationsmechanismen zu finden.

Für PsychotherapeutInnen ist es schwierig, mit Pädophilen in eine empathische, vertrauensvolle und professionelle Beziehung zu treten. Doch sie ist die entscheidende Voraussetzung für eine erfolgreiche Behandlung, konstatiert Frau Gassl.

Pädophile sieht sie als Opfer von Traumatisierungen in der Kindheit. Und die kindlichen Opfer sind selbst Kinder, deren Kindheit eingetrübt ist. Sie betont, dass jede Pädophilie rein individuell und biographisch zu betrachten ist. Es gibt nicht „den Pädophilen.“

Frau Gassl beruft sich in Kapitel 1.3 („Das ist doch ganz normal!“ Kinderliebe oder zerstörte Kindheit in unterschiedlichen Kulturen und Religionen) auf einen UNICEF-Bericht aus dem Jahr 2008, indem reißerisch unter „Narben auf Körper und Seele“ zu lesen ist, von einem sehr einträglichen Kinderprostituionsgeschäft und Kinderpornografiemarkt weltweit ausgegangen wird.

Aber möglicherweise ist dieser Artikel tatsächlich aufschlussreich. Frau Gassl geht im weiteren Verlauf auf die Definitionen von Pädophilie ein und bringt auch die Definition von „Krumme 13“ mit ein.

Ich fahre nun damit fort, den weiteren Verlauf ihrer Arbeit zu beschreiben. Die meisten Therapieeinrichtungen, die mit Pädophilen arbeiten (Maßregelvollzug in Deutschland, Maßnahmenvollzug in Österreich und niedergelassene PsychotherapeutInnen), sehen Pädophile als kaum therapiefähig an: Erwachsene, die ausschließlich auf Kinder fixiert sind (Kernpädophilie), verlieren ihre Sexualpräferenz nicht; das Therapieziel beschränkt sich darauf, den Impuls und das Verhalten beherrschen zu lernen. Wer jedoch sexuelle Befriedigung sowohl mit Kindern als auch Erwachsenen erleben kann (pädophile Nebenströmung), soll lernen, sich auf Gleichaltrige zu konzentrieren. Frau Gassl betont, dass es auch pädophile Frauen gibt, jedoch konnte sie noch nicht mit ihnen in Kontakt treten.

Pädophile Männer zeigen in der Therapie zunächst meist Wahrnehmungsverzerrungen und schreiben dem missbrauchten Kind Mitverantwortung zu. Psychodynamisch kann konstatiert werden – und hier beruft sie sich auf Fritz Lackinger (2010/2017) – dass Pädophile immer eine hoch ambivalente Mutterbeziehung haben. Laut Haller (2007) sei die
Pädophilie die regressive Wiederherstellung der eigenen kindlichen Situation. Leider vergisst oder vermeidet Alexandra Gassl auch an diesen Stellen das Einbringen eigener psychotherapeutischer Erfahrungswerte. Sie bestätigt oder widerlegt kaum.

Alexandra Gassl hat in einem forensisch-therapeutischen Zentrum in Österreich sowohl Straftäter als auch ihre TherapeutInnen ausführlich interviewt und die Aussagen miteinander abgeglichen. Die Autorin bietet TherapeutInnen, forensischen Pflegekräften und persönlich Betroffenen Informationen und Anleitungen, Pädophile zu verstehen – ohne die Täter zu exkulpieren.

Ein reflektierter und erprobter Interview-Leitfaden listet auch die hochsensiblen Fragen auf, deren Antworten ein Verständnis ermöglichen und als Grundlage für eine Exploration dienen. In ihrer Tätigkeit als Erziehungswissenschaftlerin und Psychotherapeutin war die Autorin in einer forensischen Tagesstruktur in der Betreuung und Begleitung von SexualstraftäterInnen beschäftigt. Die Therapieziele im Hinblick auf sexuelle Präferenzstrukturen wie Pädophilie sind oft unrealistisch, da die Pädophilie als lebenslange sexuelle Präferenz beschrieben wird.

Es wird angestrebt, realistische Ziele wie die Stärkung einer erwachsenen sexuellen Ansprechbarkeit oder die Umstrukturierung problematischer Einstellungen zu erreichen.
Medikamentöse Therapien wie Cyproteronacetat werden häufig eingesetzt, um sexuelle Verhaltensabweichungen zu behandeln. In der Forensik wird die Psychopharmakotherapie auf besonderen Schwerpunkten basierend durchgeführt.

Die Behandlung von Komorbiditäten erfordert oft höhere Dosierung, wobei der Einsatz suchterzeugender Medikamente vermieden werden sollte. Psychotherapeutische Wirkfaktoren wie die TherapeutIn-PatientIn-Beziehung und Kontextfaktoren sind entscheidend für den Therapieerfolg. Die Behandlung von pädophilen Insassen zielt auf Kontrolle und Hemmung ab. Im Hinblick auf Pädophilie ist es wichtig, dass Therapeuten ihre eigene Haltung reflektieren. Sie sollten die Täter nicht ablehnen, deren Taten aber nicht gutheißen.

Der Therapeut sollte Kontrolle ausüben, insbesondere bei Patienten mit geringer Impulskontrolle. Die Persönlichkeit des Therapeuten und die Beziehung zum Patienten beeinflussen den Therapieerfolg. Bei Interviews mit Insassen, Betreuungspersonal und Pädophilen sollten verschiedene Themenbereiche berücksichtigt werden.

Die Studie befasst sich mit der Diagnose und Therapie von pädophilen Insassen sowie nicht-inhaftierten Pädophilen. Leitende Fragen betreffen die Diagnosestellung, Therapie im forensischen Kontext und den Erfolg der Therapie. Interviews wurden mit Insassen, ProfessionistInnen und nicht inhaftierten Pädophilen durchgeführt. Die Studie zielt darauf ab, neue Ansätze für Therapie und Einsatz zu entwickeln.

Das Österreichische Bundesministerium für Justiz genehmigte eine Untersuchung in einem forensisch-therapeutischen Zentrum mit pädophilen Insassen, ohne Vergleiche zu anderen Justizvollzugsanstalten zu ziehen. Die qualitative Untersuchung ergab Themen für eine wissenschaftliche Studie über forensische Therapie und professionellen Ansatz. Einschränkungen in der Kindheit und Mobbing wurden als Einflussfaktoren für Pädophilie identifiziert. Die Differenzierung zwischen Reinpädophilie und Ersatzpädophilie wurde diskutiert, ebenso wie die Betreuung und Unterstützung der Insassen. Sowohl Erwachsene als auch Kinder können Opfer sexueller Übergriffe
werden, wobei sich Pädophile oft an Kinder wenden, um die Ablehnung von Gleichaltrigen zu vermeiden.

Es gibt verschiedene Typen von Pädophilie, darunter den regressiven, den früh fixierten und den antisozialen Typ. Die Diagnose berücksichtigt kindliche Merkmale, die vom Täter präferiert werden. Präventionsprojekte wie „Kein Täter werden“ bieten konkrete Informationen zur Diagnose.

Die Persönlichkeit des Täters spielt bei Straftaten eine entscheidende Rolle. In der forensischen psychiatrischen Behandlung von Straftätern im Maßnahmenvollzug sind Probleme wie ein niedriger Stellenschlüssel von VollzugspsychologInnen und -therapeutInnen sowie Zeitmangel für Therapien aufgrund von Bürokratie und Administration offensichtlich. Die Behandlung von Persönlichkeitsstörungen erfordert eine deliktpräventive Psychotherapie, die von erfahrenen Therapeut:innen durchgeführt werden
sollte. Die Heilung der pädophilen Störung wird als unklar angesehen, mit Schwerpunkt auf der Kontrolle der Phantasien und des Verhaltens sowie medikamentösen Ansätzen bei Hypersexualität.

Zum Schluss möchte ich hinzufügen, dass es außerordentlich lobenswert erscheint, gerade in Zeiten permanenter Diskriminierung von Pädophilie betroffener Menschen, eine unterstützende Sichtweise zu vertreten und Betroffene über Interviews zu Wort kommen zu lassen.

Verfasser: Paco00 (Mitglied bei „Krumme13“)
Der Verfasser Paco00 wurde nicht von Frau Alexandra Gassl im Rahmen der Dissertationserstellung interviewt.


Buchautorin Dr. Alexandra Gassl – Pädophilie: Vier K13online-Mitglieder haben an dem Studienprojekt in Videokonferenzen mitgewirkt
K13online & viele weitere Pädophile wünschen sich eine bessere Alternative wie “Kein Täter werden/KTW”: Autorin Dr. Gassl plant in Österreich eine Anlauf- und Beratungsstelle für Pädophile aufzubauen

https://www.krumme13.net/2024/06/buchautorin-dr-alexandra-gassl-paedophilie

Buchneuvorstellung: Pädophilie – Interviews mit Betroffenen und Professionisten:innen – von Alexandra Gassl & Roswith Roth
Die Autorin Dr. Gassl bietet TherapeutInnen, forensischen Pflegekräften und persönlich Betroffenen Informationen und Anleitungen, Pädophile zu verstehen

https://www.krumme13.net/2024/05/buchneuvorstellung-paedophilie-alexandra-gassl

10 Antworten zu “Buchrezension vom K13-Mitglied Paco00: Pädophilie – von der Autorin Dr. Alexandra Gassl”

  1. Wolfgang sagt:

    @Dieter
    Wie kommst du auf die Idee einer kontroversen Diskussion auf Grundlage des Buches? Das Buch enthält absolut nichts, dass nicht Mainstream oder auf KTW Linie ist. Ich halte es für einen weiteren Beitrag zur Stigmatisierung.

    Du schreibst:
    „Ich halte es für sehr gut und wichtig, wenn Sie Insassen im Maßregelvollzug(Deutschland) die Chance auf Wiedereingliederung in die Gesellschaft geben wollen.“
    Spannend. Mal abgesehen davon, dass Frau Gassl darauf gar keinen Einfluss hat und niemanden eine Chance auf Wiedereingliederung geben kann: Wo finde ich das in dem Buch?

  2. Wolfgang sagt:

    @Paco00
    Deinen Einwurf kann ich nicht nachvollziehen.
    Es mag sein, dass sie im privaten vollkommen andere Ansichten vertritt. Da kann man nur mutmaßen. Was bleibt, ist das, was sie veröffentlicht. Und nur daran kann man sie messen.

    Es gab schon mal Zeiten, in denen es in Deutschland nicht möglich war, eine andere Position zu vertreten, als die staatlich gewünschte.

    Es gibt im Grunde vier Möglichkeiten, darauf zu reagieren.
    1) Man lässt die Finger von dem Thema.
    2) Man passt sich den Erwartungen an um selber keinen Repressionen ausgesetzt zu sein.
    3) Man schreibt trotzdem, was man für richtig befindet.
    4) Man versucht einen Mittelweg zwischen Zugelassenem und Unerwünschtem.

    Frau Gassl hat sich, aus welchen Gründen auch immer, für die zweite Möglichkeit entschieden.
    Dafür habe ich kein Verständnis.

  3. @Paco00

    Die Vermutung liegt nahe, dass Frau Gassl ihren Doktortitel nicht erhalten hätte, wenn Sie in ihrer Doktorarbeit(die Folge ist das Buch) so argumentiert hätte, wie es Wolfgang Wedler auf seiner Webseite vorträgt: https://www.heilzentrum-oststadt.de/situation-pädophiler
    Und schon gar nicht hätte Sie so argumentieren können, wie es pädophile Aktivisten vortragen. Bei der Herausgabe des Buches hätte auch der Pabst-Verlag nicht mitgemacht.

    Der seit vielen Jahren andauernde Anti-Pädophile-Zeitgeist ist allumfassend. Es wäre heutzutage unmöglich Studien/Bücher aus den 1970er bis 1990er Jahre zu veröffentlichen: Dr. Fritz Bernard, Dr. Edward Brongerma, Dr. Rüdiger Lautmann. Dr. Helmut Kentler und viele weitere mehr fehlen im Gassl-Buch. Heutige Autoren, die solche Bücher auf den Markt bringen wollen, finden keine Verlage. Die wenigen Autoren, die es auch bei Romanen noch gibt, müssen ihre Bücher selbst herausgeben…..

    Die Neuerscheinung des Gassl-Buches „Pädophilie“ bietet die Möglichkeit von kontroversen Diskussionen, die allerdings auch den sogenannten Anti-Pädophilen-Mainstream erreichen müssen. Die medialen Möglichkeiten von K13online sind im Vergleich zum übermächtigen Mainstream sehr bescheiden. Die nächsten Wochen & Monate werden zeigen, ob und was passiert…

  4. Paco00 sagt:

    @Wolfgang: Ich kann deine Perspektive gut nachvollziehen. Die allerorten aufgesetzte „Toleranz“ ist nur aufgesetzt. Man spült sie ab, damit man sich allseits absichert,aber mehr steckt nicht dahinter. Aber: Wir hier kennen Frau Gassl nicht persönlich. Und Frau Gassl wollte ihren Doktortitel erwerben. Das hat sie auch geschafft, ABER nur, weil sie sich gewisser Dogmen unterwerfen musste. Was sie als Psychotherapeutin daraus macht, hat sie gegenüber K13 bereits angedeutet und das klingt vielversprechend. Wir alle leben in dieser Welt und müssen mit ihr interagieren. Und DAS kann man Frau Gassl wirklich nicht anlasten.

  5. Wolfgang sagt:

    Lieber Dieter,

    1) Fragen in einer solchen Arbeit haben eine Absicht. Sonst würde man sie nicht stellen.
    2) Die Antworten werden interprtiert.
    3) Unabhängig von einer Absicht gibt es ein Ergebnis. Ich kritisiere das Ergebnis, in dem ich nichts von der (angeblichen) Absicht wiederfinde.

    Ich bleibe vollumfäglich bei meiner Einschätzung.

    Im Übrigen erinnert mich deine Argumentation an Schwule, die sich schon gefreut haben, wenn sie nicht direkt eins auf die Fresse bekommen. Einer meiner meistgehassten Sätze ist: „Ich habe nichts gegen Schwule.“

  6. Wolfgang sagt:

    Alexandra, leider kommen Pädophile in dem Buch nicht zu Wort. Es ist vielmehr so, dass sie interviewt wurden und m.E. unzulässige Schlussfolgerungen gezogen werden. Sie kommen nicht „zu Wort“ sondern werden benutzt.

    „In der Maßnahme fehlt es an Beschäftigung, an ausreichend Zeit für Gespräche.“ dürfte für alle Insassen gelten, unabhängig vom Haftgrund.

    „Für mich ist es wichtig, dass Menschen mit Pädophilie Menschen sind und keine Aussätzigen.“ Wenn das wirklich wichtig wäre, dann würde es das Buch in dieser Form nicht geben. Und wo ich gerade dabei bin : Es sind nicht Menschen „mit“ Pädophilie, es sind pädophile Menschen. Shwule sind ja auch keine Menschen „mit“ Homosexualität.

  7. @ Alexandra Gassl

    Ich halte es für sehr gut und wichtig, wenn Sie Insassen im Maßregelvollzug(Deutschland) die Chance auf Wiedereingliederung in die Gesellschaft geben wollen. In Deutschland gibt es Verurteilte, die neben der Strafhaft auch den § 63 StGB(Maßregelvollzug) erhalten haben. Das bedeutet, dass vor der Strafhaft die Verurteilten in eine geschlossene Anstalt eingewiesen werden und dort solange behandelt werden sollen, bis ein Gutachten ergibt, im Anschluss die Strafhaft im regulären Strafvollzug antreten zu können. In der Praxis ist es sehr schwierig, aus diesem Maßregelvollzug wieder heraus zu kommen.

    Vor ein paar Jahren habe ich einen solchen Gefangenen betreut, dem es letztendlich gelungen ist, sich aus dem Maßregelvollzug heraus zu klagen – und heute in Freiheit ist. Ganz aktuell habe ich vor einigen Tagen einen Brief von einem solchen Insassen bekommen, dem dies noch nicht gelungen ist. Hier nur kurz zum Freiheitsentzug insgesamt: Der Gefangene wurde vor 10 Jahren gemäß § 176 ff StGB zu einer Freiheitsstrafe von drei Jahren verurteilt. Das Gericht ordnete die Einweisung gem. § 63 StGB an. Der Insasse ist also schon sieben Jahre länger in Unfreiheit, wie das ursprüngliche Urteil lautet.

    In Ihrem Buch widmen Sie sich in einem großen Teil genau diesem Maßnahmenvollzug in Österreich. Kann man diese mit Deutschland vergleichen?

    Ein Anlauf- und Beratungsangebot für Pädophile im österreichischem Graz ist allerdings etwas völlig anderes, denn dabei geht es nicht um Insassen bzw. Gefangene. Solche Pädophile leben in Freiheit. Die Beweggründe werden ganz andere Anlässe sein. Pädophile, die nach solchen Therapeuten suchen, hegen meist ein sehr tiefes Misstrauen gegenüber den Therapeuten. Daraus lässt sich sicherlich auch erklären, warum viele Pädophile eine große Abneigung gegenüber Therapeuten entwickelt haben. Das Konzept vom deutschen Präventionsnetzwerk „Kein Täter werden/KTW“ ist ein Beispiel für eine solche Ablehnung. Deshalb hier die Frage an Sie: Worin wird der Unterschied bei Ihnen liegen bzw. welches Konzept wollen Sie in Ihrem Angebot anwenden…?

  8. @Wolfgang Wedler

    Dein „Fazit nach lesen des Buches“ kann ich so nicht zustimmen. DAS war und ist nicht die Absicht der Autorin. Ich glaube auch nicht, dass jeder Leser/In zwingend solche Schlussfolgerungen aus dem Buch ziehen muss. Für die Inhalte aller geführten Interviews kann man die Autorin Gassl auch nicht zur Rechenschaft ziehen. Die vier Interviews(einschließlich K13online) sind jedenfalls korrekt wiedergegeben worden.

    Das Problem sehe ich allerdings auch bei den ziemlich vielen Zitaten Dritter Personen, die nun überwiegend nicht meine/unsere Positionen beinhalten. Beim Leser entsteht der Eindruck, dass diese Zitate auch die Meinung der Autorin wiedergibt. Fast immer wird aber nicht zugestimmt oder widerlegt, sodass der Leser annimmt, dass sich die Autorin diese Zitate zu eigen gemacht hat. Dadurch entstehen Missverständnisse, die nun erst nach dem Einscheinen des Buches angesprochen und geklärt werden müsssen…

    Bei Neuerscheinungen von Büchern zur Pädophilie ist es sehr wichtig, dass Pro- und Contra Meinungen nicht nur hier, sondern auch im sogenannten Mainstream diskutiert werden. Daran sollte sich natürlich auch die Pädophilenszene selbst aktiv beteiligen. Jeder Diskurs ist wichtig. Zum Beispiel demnächst bei Amazon.de usw…
    Der Pabst-Verlag bietet jetzt auch die Printausgabe an..

  9. Lieber Paco00, vielen lieben Dank für die Rezension und Reflexion zu meiner Arbeit. Das, was ich auch hiermit an Wolfgang weitergeben möchte ist, dass ich Menschen mit einer pädophilen Neigung zu Wort kommen lassen möchte, dass diejenigen, die straffällig geworden sind und in der Maßnahme sind, die Chance auf Wiedereingliederung haben. In der Maßnahme fehlt es an Beschäftigung, an ausreichend Zeit für Gespräche. Das ist das, was ich mit meinem geplanten Projekt erreichen möchte. Das Cover ist übrigens vom Verlag, ich hatte ein anderes geplant gehabt. Die Aussagen der Professionen kann ich nicht beeinflussen. Für mich ist es wichtig, dass Menschen mit Pädophilie Menschen sind und keine Aussätzigen.

  10. Wolfgang sagt:

    Rezension des Buches von Wolfgang:

    Pädophilie – eine sexuelle Abnormität im forensischen Zwangskontext. Dazu das Bild einer Hand, die nach einem seltsam liegenden Teddy greift. Die gewünschte Wahrnehmung wird erreicht: Ein Pädophiler greift nach einem Kind.

    Doch zum Inhalt, sofern man man von Inhalt überhaupt sprechen mag.
    Zunächst wird die Methodik und Absicht der Arbeit und Aufbau der Interviews erklärt. Viel Lärm um nichts, möchte man meinen, wenn man später zu den Interviews kommt. Zunächst werden Meinungen zur Pädophilie aus allen möglichen Zeiten scheinbar wahllos wiedergegeben. Eine Einordnung erfolgt nicht. Ob die Autorin zu dem Zitiertem eine Meinung hat bleibt im Dunkeln.
    Es liegt nahe, dass die Autorin diese Ansichten teilt, weil kein Kriterium genannt wird, warum ausgerechnet diese Auszüge ausgewählt wurden.

    Dann kommen die Interviews. 10 Inhaftierte, 2 Nich-inhaftierte und 9 „Professionist:innen“ die in irgendeiner Form mit Pädophilen zu tun haben. Würde man die Interviews lesen, ohne den Hintergrund zu kennen, wäre die Frage naheliegend: Was soll das?

    Ziel der Interviews ist u.a. die Frage nach der Ursache für die Entstehung der Pädophilie. Wenn man sich etwas mit sexuellen Orientierungen auskennt, würde man wissen, dass diese Frage bisher nicht geklärt werden konnte. Weder für Pädophile noch für Homosexuelle noch für irgendeine andere Orientierung.

    Alles in allem sind die Interviews nicht sehr aufschlussreich. Es sei denn, man will unbedingt etwas „entdecken“. Und das geht, wenn man es retrospektiv betrachtet, zum Glück ganz einfach. So ist das Problem mal die Mutter, die das Kind verstößt, mal die, die es über behütet oder der fehlende Vater. Was auch immer. Und alles bekannt aus den Zeiten, als Homosexualität noch eine paraphile Störung war.

    Richtig schlimm wird es, wenn eine der Professionistinnen äußert:
    „Es gibt viele Männer in der Gruppe, da denke ich mir oft: „Oh je, der könnte mir echt was antun!“ Was hat diese Frau an dem Thema nicht verstanden?
    Immer wieder wird das Monsternarrativ bedient. So muss ein Pädophiler ständig auf sich aufpassen. Am besten gemeinsam mit seinem Umfeld und ggf. unterstützt durch Medikamente. Ach, und sie sollten lernen, Empathie für das Opfer zu empfinden. Alles bekannte Positionen von Herrn Beier.

    Fazit nach lesen des Buches:
    Pädophile sind kranke, perverse, intelligenzgeminderte Verführer und Vergewaltiger mit einer Persönlichkeitsstörung, die immer wieder versuchen ihre zerstörerischen Trieb zu rechtfertigen.

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